1. 2 Wahrer Gott und wahrer Mensch: Der Herr der Welt

1.2 Wahrer Gott und Mensch: Der Herr der Welt

Niemals sonst hat ein Mensch gelebt wie Jesus. So sagen es alle, die mit klarem Verstand lesen, was über ihn berichtet wird. Vier Evangelien erzählen von seinen Taten. Sie sind in kleine Abschnitte unterteilt. Jeder sagt derart viel, dass man sein Leben lang darüber nachdenken kann und wieder Neues entdeckt. Wir sollen zur Kenntnis nehmen: Das ist die Art, wie der Herr der Welt redet und handelt.

Jesus hat Geschwister und Freunde. Man kennt ihn in seinem Heimatdorf. Er ist Handwerker und freut sich am Essen und wird durstig. Er wird müde und hat Angst und leidet und stirbt: Jesus ist ein wahrer Mensch!

Doch er kennt die Gedanken der Menschen und weiss zum Voraus, wie er sterben wird. Er befiehlt, und ein Lahmer steht auf, ein Blinder sieht, und der Sturmwind legt sich. Mit fünf Broten macht er tausende satt. Jesus ist wahrer Gott!

Er ist das Kind Marias und der Sohn Gottes.

Die Versuchung

Jesus wurde versucht. Gott hat einen Feind. Der ist listiger, als wir je verstehen. «Wenn du Gottes Sohn bist», sagt er zu Jesus, dann zeige deine Macht! Doch Jesus hat sich an das gehalten, was er aus den heiligen Schriften seines Volkes gelernt hatte. Er wollte nicht seine Macht demonstrieren. Er will niemanden zum Glück zwingen.

Gott tut Wunder. Aber er will nicht zaubern. Er hat die Welt gut erschaffen.

Auch wir dürfen nicht erwarten, dass Gott uns hilft mit zauberhafter Macht. Denn Gott will nicht alles zum ewig Guten fügen so, wie ein Mechaniker seine Maschine, ein Mario­nettenspieler seine Puppen oder ein Diktator sein Volk lenkt. Gott will herrschen durch sein Wort. Er will überzeugen, nicht überwältigen. Denn er will lieben, mit viel Geduld.

Jesus und Prinz Gothama, der Buddha

Man kann das Leben von Jesus vergleichen mit dem des Prinzen Gothama. Dieser hat die andere völkerumfassende Religion gestiftet und wird von vielen als der «Buddha» verehrt, der «Erleuchtete». Lange hat er selber nach der Erkenntnis gesucht. Von einem Lehrer zum andern ist er gegangen, bis er verstanden hat. Jahrzehntelang hat er dann einen grossen Schülerkreis gesammelt und mit Hilfe der örtlichen Machthaber Klöster gegründet. Alt und hoch geehrt ist er gestorben. «Ihr wisst jetzt», sagt er seinen Schülern zum Abschied: «Alles Leben ist Leid». Und: «Ich bin jetzt nicht mehr da für euch. Nur meine Lehre bleibt. Jeder muss sich selber erlösen.»

Jesus musste die Wahrheit nicht suchen. Sein Volk hatte alles empfangen, was wir Menschen nötig haben, damit wir so leben können, wie es Gott gefällt. So konnte Jesus heranwachsen und reifen, ohne zum Sünder zu werden. Schon als Kind wusste er, was sein Vater im Himmel von uns Menschen will. Nur zwei, drei Jahre lang trat er öffentlich auf. Doch was er tat und lehrte, konnte er erklären mit dem, was Mose, König David und die Propheten lange vor ihm verkündet hatten. Und seinen Schülern sagte er zum Abschied: Ich bin bei euch. Der Heilige Geist wird kommen und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Er wird all das, was euch jetzt traurig macht, verwandeln, so dass es euch auf ewig fröhlich macht!

 

 

Das Hundertguldenblatt
In seinem Kupferstich, den man „Das Hundertguldenblatt“ nennt, macht der Maler Rembrandt van Rijn anschaulich, wie das Evangelium von Jesus Christus auf die Menschen wirkt.
Die Menschen, denen es gut geht, die Macht haben und zuständig sind, über die Wahrheiten des Lebens und das Recht der Lehren zu urteilen, bleiben auf Distanz. Teils spotten sie, teils schotten sie sich ab und reden über das, was ihnen wichtiger scheint. Sie sind äusserlich im hellen Licht; in Rembrandts Bild aber sind sie blass, und ihr Leben ist ohne Tiefe.
In das Leben der Menschen aber, denen es schlecht geht, die krank und arm und notleidend sind, trägt das Evangelium sein Licht und macht es heller. Ihre Gesichter widerspiegeln die Bedrängnis, aber auch die Hoffnung und den Dank. Unter ihnen ist auch eine schön gekleidete Frau, der es offensichtlich gut geht. Aber sie weist auf den notleidenden Mann, der vor ihr liegt, und sucht das Licht des Evangeliums – nicht direkt für sich selber, weil sie es aus einem äusseren Grund nötig hat, sondern aus Liebe und Mitleid zu den vielen Armen. Im Hintergrund trägt ein Kamel einen Mann durch das Stadttor. Es erinnert daran, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als ein Reicher in das Reich Gottes – dass aber für Gott alle Dinge möglich sind.

 

 

 

1.2 Whrer Gott und wahrer Mensch: Der Herr der Welt