Wahrer Gott und Mensch: der Herr der Welt
Niemals hat ein Mensch gelebt, der sich mit Jesus vergleichen lässt. So sagen es alle, die mit klarem Verstand und offenem Herzen lesen, was von ihm berichtet wird. Vier Schriften, die in ihrer Form einzigartig sind, erzählen von ihm, die Evangelien. Sie sind in kleine Abschnitte unterteilt. Jeder dieser Abschnitte hat einen reichen Inhalt, in dem man immer wieder Neues entdeckt. Wir sollen darüber staunen: Das ist die Art, wie der Herr der Welt redet und handelt.
Jesus muss essen und trinken, er hat Geschwister und ein Heimatdorf, er wird müde und muss schlafen. Er hat Angst und leidet und stirbt: Er ist ein wahrer Mensch.
Aber er kennt die Gedanken der Menschen und weiss, was sie Gutes und was sie Dummes erstreben. Er kann wunderbar helfen. Mit einem blossen Wort kann er heilen. Mit wenigem macht er viele fröhlich und satt. Er ist wahrer Gott.
Er ist das Kind Marias und der Sohn Gottes.
Jesus wurde versucht. «Wenn du Gottes Sohn bist», dann zeige deine Macht, hat der Versucher zu ihm gesagt. Doch Jesus hat sich an die heiligen Schriften seines Volkes gehalten und hat der Versuchung widerstanden. Gott tut Wunder. Aber er will nicht zaubern. Gott will seine Macht nicht demonstrieren über das Erschaffene hinweg.
Auch wir dürfen Gott nicht versuchen. Wir dürfen von ihm nicht erwarten, dass er uns hilft mit seiner blossen Macht. Denn Gott will Gott sein und alles zum ewig Guten fügen, nicht so wie ein Mechaniker seine Maschine, ein Marionettenspieler seine Puppen oder ein Diktator ein Volk lenkt. Gott will herrschen durch sein Wort. Er will überzeugen, nicht zwingen. Denn Gott will nicht nur befehlen und anordnen. Er will lieben und geliebt sein. Glaubst du ihm das?
Jesus und Prinz Gothama, der Buddha
Man kann das Leben und Handeln von Jesus vergleichen mit dem des Prinzen Gothama. Dieser hat die andere grosse, völkerumfassende Religion gestiftet und wird von vielen Menschen als der «Buddha» verehrt, der «Erleuchtete». Lange hat Prinz Gothama zuerst für sich selber nach der Erkenntnis gesucht. Von einem Lehrer zum andern ist er gegangen, bis er verstanden hat. Viele Jahrzehnte hat er dann für seine Einsichten geworben. Umsichtig hat er einen grossen Schülerkreis gesammelt und mit Hilfe der örtlichen Machthaber viele Klöster gegründet. Alt und hoch geehrt ist er gestorben. «Ich bin in Zukunft jetzt nicht mehr da für euch», sagt er seinen Schülern zum Abschied. «Nur meine Lehre bleibt. Sie wird euch leiten.»
Jesus aber wusste von Anfang an, was er den Menschen sagen und für sie tun und leiden musste. Er trug die Wahrheit von seinem Vater im Himmel mit sich. Nur eine kurze Zeit lang wirkte er hier auf Erden. Doch was er tat, war vorbereitet von der langen Geschichte seines Volkes. Er konnte sein Tun und Lassen erklären mit dem, was Mose, König David und die Propheten lange vor ihm angeordnet und verständlich gemacht hatten. Und er sagt seinen Schülern zum Abschied: Ich bleibe bei euch. Ich selber werde für den guten Fortgang meines Werkes sorgen.
In seinem Kupferstich, den man „Das Hundertguldenblatt“ nennt, macht der Maler Rembrandt van Rijn anschaulich, wie das Evangelium von Jesus Christus auf die Menschen wirkt.
Die Menschen, denen es gut geht, die Macht haben und zuständig sind, über die Wahrheiten des Lebens und das Recht der Lehren zu urteilen, bleiben auf Distanz. Teils spotten sie, teils schotten sie sich ab und reden über das, was ihnen wichtiger scheint. Sie sind äusserlich im hellen Licht; in Rembrandts Bild aber sind sie blass, und ihr Leben ist ohne Tiefe.
In das Leben der Menschen aber, denen es schlecht geht, die krank und arm und notleidend sind, trägt das Evangelium sein Licht und macht es heller. Ihre Gesichter widerspiegeln die Bedrängnis, aber auch die Hoffnung und den Dank. Unter ihnen ist auch eine schön gekleidete Frau, der es offensichtlich gut geht. Aber sie weist auf den notleidenden Mann, der vor ihr liegt, und sucht das Licht des Evangeliums – nicht direkt für sich selber, weil sie es aus einem äusseren Grund nötig hat, sondern aus Liebe und Mitleid zu den vielen Armen. Im Hintergrund trägt ein Kamel einen Mann durch das Stadttor. Es erinnert daran, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als ein Reicher in das Reich Gottes – dass aber für Gott alle Dinge möglich sind.