4.3 Das letzte Gericht

Gute und böse Werke

Was wir tun und lassen, hat seine Wirkungen und Folgen – oft weit über das hinaus, was wir überblicken. Manches gute Wort einer Mutter hat ihre Kinder und Kindeskinder zum Guten gestärkt noch lange nach ihrem Tod. Und manches Unrecht, das die Mächtigen verübt haben, zeigt seine bitteren Folgen noch nach Jahrhunderten. Nicht die gute Absicht ist entscheidend. Es hilft wenig, wenn etwas gut gemeint war. Das Gute will wirksam getan sein!

In allem Menschlichen aber mischt sich Gutes und Böses. Kein Mensch kann es in einer letztgültigen Weise unterscheiden. Kein Mensch kann darum über einen anderen ein letztes Urteil fällen. Gottes Vergebung kann alles verwandeln. Böses kann zu Gutem dienen. Aus guten Absichten kann Unheilvolles entstehen. Solange die Zeit ihren Lauf nimmt, kann sich alles verändern.

Das Ende der Zeit und der Tag des Gerichts

Mit übermächtigen, schrecklich grausamen Worten haben die Propheten Israels vorausgesagt, was dann auch geschehen ist: Städte und Länder wurden verwüstet. Das Lebensglück wurde zerschlagen. Mit Angst und Weh mussten junge und alte Menschen vergehen. Warum sollte so etwas nicht wieder geschehen? Auch bei uns?

Die Worte der Propheten machen unruhig – aber sie trösten auch! Denn aus ihnen bricht der Zorn Gottes hervor. Dieser Zorn ist nicht massvoll gerecht. Doch in ihm lebt die Liebe, die nicht aufhören kann zu lieben. Darum steigert sich die Botschaft der Propheten ins Unvorstellbare: So wie die Zeit einen Anfang hat, wird sie ein Ende haben. Sonne und Mond werden aufhören zu scheinen. Was der Tod verschlungen hat, wird er nicht für immer behalten.

Jesus hat gesagt, dass ein letzter Tag kommt. Nur sein Vater weiss, wann und wie. Doch es wird nicht immer ein Tag dem anderen folgen. Die Toten werden auferstehen. Gott wird durch seine Schöpfermacht einen neuen Himmel über einer neuen Erde ausspannen. Das ist unvorstellbar. Aber warum sollte es nicht Wirklichkeit werden, nur weil wir es uns nicht vorstellen können?

An diesem Tag empfangen alle Menschen und Völker ihr letztes, gerechtes und ewig gültiges Urteil. Irgendwie wissen alle schon jetzt, dass das wahr ist. Darum möchten alle, dass andere sie gut finden und gerecht sprechen.

Doch nicht die anderen – nein, der eine und einzige, der gut ist, wird richten: Jesus, der Christus. Er kennt die Herzen und ist erhöht, so dass er jetzt überblicken kann, was aus den Werken der Menschen wird. Er wird tun, was kein Menschen tun kann: Über jeden wird er das gerechte Urteil sprechen, an dem niemand mehr etwas ändern kann. In keinem Menschenherzen wird mehr der Kampf zwischen Gut und Böse toben. Endlich soll ein jeder voll und ganz das sein, was er sein will. Jeder wird empfangen, was seine Werke verdient haben: Die Geduldigen und Treuen den Lohn für ihre Liebe. Diejenigen aber, die keine Vergebung begehrt haben, werden für immer getrennt bleiben von Gott. Von Ewigkeit zu Ewigkeit werden alle sein, was sie sind: Begabt mit unvergänglicher Ehre oder beschämt mit untilgbarer Schande.

Noch aber ist Zeit. Noch ist jeder Mensch und jedes Volk gerufen, Gottes Gnade zu suchen.

 

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Ich war fremd, ihr habt mich beherbergt. Ich war krank, ihr habt mich umsorgt.