Der Ruf zurück zu Gott
Wie kann man die Sünde überwinden? Elia, der erste grosse Prophet, hat es erfahren: Mit Gewalt und menschlicher Willenskraft geht es nicht. Nur der sanfte Wind Gottes, der Heilige Geist, kann im Herzen der Menschen ein reines Wollen und ein getrostes Vollbringen bewirken.
Achthundert Jahre nach Elia wurde in Galiläa sein Nachfolger geboren: Johannes der Täufer, der Sohn der Elisabeth und des Priesters Zacharias. In seinen Prophetenmantel gehüllt hat er das letzte Wort zu der langen Geschichte seines Volkes Israel gesprochen. Frei von allen Begierden und Wunschträumen hat er das Gesetz des Mose und die Botschaft der Propheten zusammengefasst in den Ruf: «Kehrt um! – Tut Busse!» Nüchtern und scharf nennt er die traurige Wirklichkeit der Sünde beim Namen. Nur wer sich selber betrügt kann meinen, er habe es nicht nötig, sich Unangenehmes sagen zu lassen von Gott. Hohe und Niedrige hat Johannes in der gleichen Weise getauft. Ob wir grosse oder nur kleine Schuld auf uns laden, ändert nichts daran: Für Gott gibt es nur einen Weg, wie er zu uns Menschen kommen will: Den Weg, dass er uns die Sünden aufdeckt und sie uns vergibt.
Absterben, um neu zu leben
Jesus hat sich von Johannes taufen lassen. Er hat sich vereint mit den Menschen, die mit ihm im Wasser des Jordans standen. Er wollte ihre Sünden auf sich nehmen und sie mit sich in das Schweigen des Todes tragen.
«Taufen» ist ein althochdeutsches Wort. Es heisst «tauchen». Durch die Taufe werden wir hinabgetaucht in den Tod, den Jesus gestorben ist. Für Gott sind wir mit Christus gestorben. Das sollen wir wissen! Wir sollen kein Scheinleben führen, als wären wir gar nicht getauft. Wir sollen uns nicht so verhalten, als würden wir uns selber gehören. Nein, wir sollen Christus dienen. Tag für Tag sollen wir uns einsetzen für das, was er getan haben will. Dann will Gott uns zum Guten hinabtauchen: Er sorgt dafür, dass wir leiden an dem, was nicht recht ist. Und er richtet uns auf durch das, was Christus Gutes schafft. Zur Vollendung bringt er dieses Werk, wenn wir unseren letzten Atemzug getan haben. Dann müssen wir nicht allein im Grab liegen. Christus ist mit uns. Er will uns mit sich aus dem Staub des Todes heraufführen in das ewige Leben, endgültig von aller Sünde befreit.
Das Bewusstsein der Kinder Gottes
Das geschieht nicht automatisch. Es muss uns bewusst sein, dass uns jedes Unrecht von Gott wegführt und dem Tod ausliefert. Dann kämpfen wir recht! Was die Zehn Gebote fordern, wird uns kostbar und lieb. Wir möchten es gerne halten. Doch müssen wir zugeben, dass wir das nicht voll und ganz tun. Wir haben den guten Willen und tun doch das Gegenteil. Das ist zum Verzweifeln. Doch der Heilige Geist tröstet uns und schenkt je und je wieder frischen Mut. Er lehrt uns zu seufzen und zu beten. Und wenn unsere natürlichen Kräfte am Ende sind, führt er unsere Wünsche und unsere Sehnsucht gereinigt und geläutert hinauf zu Gott.
Jesus wird getauft, Basler Münster, Detail des Taufsteins von 1465