7. 3 Der hohe Weg der Liebe

Der hohe Weg der Liebe

Mitten in all dem, was die Menschen sehen, berechnen und gewinnen können, bringt etwas anderes unser Leben zum Leuchten: Die Liebe, die nicht ihren Vorteil sucht. Sie ist das Höchste, das ein Mensch erstreben kann. Sie erhebt das Geringe und macht das Kleinste bedeutsam und schön. Sie erfüllt das Leben mit Freude und Ehre. Sie macht uns Gott gleich, dass wir den Nächsten lieben, wie Gott ihn geliebt hat.

Gott sieht uns so schön und gut, wie er uns geschaffen hat. Er sieht uns aber auch so beschwert und von der Sünde verunstaltet, wie wir sind. Und so hat er uns geliebt und will, dass auch wir einander auf diese Art lieben.

Diese Liebe ist über alles Verstehen hoch und wunderbar. Sie wird zwar verlästert und schlecht gemacht. Und doch kann niemand abstreiten: Diese Liebe ist kein blosses Wort. Sie ist kein romantischer Traum. Sie tut mit stiller und mächtiger Geduld ihr geheimnisvoll gutes Werk!

Wort und Tat und Herz

Gott hat nicht schweigend zugeschaut, wie die Menschen verloren nach ihrem Weg suchen. Er hat ihnen sein helfendes Wort verkünden lassen. So drängt die Liebe auch uns, dass wir ein tröstendes Wort bereit haben. Ein solches Wort verleiht dem Schaffen Würde und macht Mut, geduldig und treu zu bleiben. Wenn Menschen krank und in Not sind, bringt es Heilung und Hoffnung. In manchen Ländern warten geplagte Menschen auf dieses Wort, das sie aus dunklen Bindungen frei macht.

Gott hat die Welt nicht irgendwie erschaffen. Er hat sie mit viel Liebe zum Wohl der Menschen gestaltet. So bewegt die Liebe auch uns, dass wir den Alltag liebevoll gestalten. Jedem Ding seinen guten Platz, jedem Bedürfnis seine angemessene Zeit, jedem Lebewesen sein Recht zuteilen: Das ist die schöne und schwere Aufgabe der Liebe. Die Weisheit hat vor Gott gespielt, als er die Welt erschaffen hat. Auch wir dürfen Anteil haben an der Bewegung und Lust dieses Spiels.

Gott leidet an dem Unrecht, das ihm angetan wird. Doch er will es vergeben. Auch uns will seine Liebe erfüllen, so dass das Unrecht uns weh tut, dass wir es beim Namen nennen – und auf die kleinste Bitte hin vergeben. Die Liebe ist nirgendwo grösser, als wenn sie die Feindschaft der Feinde mit dem Guten überwindet.

Und du?

Auch du bist berufen, mit dem Heiligen Geist zusammenzuwirken und deinen Beitrag zu leisten zum Reich Gottes. Auf der Suche nach deiner Frau oder deinem Mann, in der Freude und den Enttäuschungen im alltäglichen Miteinander, im wachsenden Können deiner Arbeit und in der herzlichen Anteilnahme am Geschick der weltweiten Kirche: Überall ist deine Liebe gefordert, und überall wird dir die Liebe Gottes begegnen. Ohne Neid darfst du die Gaben der anderen sehen und dich an ihnen freuen. Ohne Überheblichkeit darfst du deine eigenen Gaben reifen lassen und gebrauchen, wo immer ein gerechter Ruf dich hinführt. Zurückhaltend, entschlossen und hellsichtig hat es Josef, der Mann Marias, getan. Weise, gerecht und lebenslustig war König Salomo. Freundschaftlich treu und opferbereit ist die Moabiterin Rut ihren Weg gegangen.

Was wird deine Aufgabe sein? Und auf welche Art wirst du sie erfüllen?

 

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Oswald Ruppen, Arbeiter im Stahlwerk