Brot und Kelch, Leib und Blut
In vielen verschiedenen Lebensumständen und Sprachen haben Menschen das Abendmahl gefeiert. Arme und reiche, glückliche und unglückliche Menschen tun das auch jetzt in fast allen Ländern rund um die Erde. Sie alle sind dadurch leibhaftig vereint. Sie brechen das Brot und trinken aus dem Kelch und verkündigen damit, was alle Geschöpfe erleben und doch niemand versteht: Der Herr der Welt musste sterben. Er hat sich selber geopfert. Dafür sagen sie ihm Dank und freuen sich in ihm! So werden sie zu seinem Leib, in dem er lebt und liebt.
Äusserlich und innerlich vereint
Jesus hat zu seinem Vater im Himmel gebetet: Lass sie eins sein, so wie wir eins sind. Und sein Vater hat ihn erhört. Alle die vielen, die von Jesus lernen, sind miteinander vereint: Zwar verehren sie Gott auf äusserlich unterschiedliche Weise und empfinden vieles sehr verschieden. Manchmal haben sie sogar hasserfüllt gegeneinander Kriege geführt. Und auch heute gehen sind sie oft kindisch Gemein gegeneinander vor. Im Verlaufe der Zeiten haben sie sich in viele «Konfessionen» und Gruppen geteilt. Dennoch feiern sie mit denselben Worten das Abendmahl. Sie sind auf denselben Namen Gottes getauft, beten dasselbe Gebet, das sie Jesus gelehrt hat und lesen dieselben heiligen Schriften. So leben sie wie in einer gewaltig grossen Familie: Auch wenn sie sich nicht sympathisch sind und gegensätzliche Interessen verfolgen, so haben sie doch den einen und selben Gott, der ihnen als einziger das ewige Leben versprochen hat. Sie sind Brüder und Schwestern.
Umso mehr freut sich Gott, wenn sie sich auch im alltäglichen Sinnen und Verhalten finden und sich gegenseitig helfen, statt rechthaberisch miteinander zu streiten. Je bescheidener sie gelten lassen, was Jesus gesagt hat, umso eher wird das möglich. So haben in der «Leuenberger Konkordie» von 1972 Vertreter vieler Kirchen sich gegenseitig zugestanden: Es ist genug, wenn wir glauben, dass Jesus «real» gegenwärtig ist im Abendmahl. Wie und auf welche Weise hat er nicht gesagt.
Wir sollen einander geduldig ertragen, mahnt der Apostel. Nur eines dürfen wir nicht: Unwürdig umgehen mit dem Brot und dem Kelch. Sonst werden wir schuldig an seinem Leib und seinem Blut. Die Gemeinschaft, die durch sie entsteht, dürfen wir nicht spalten in arm und reich. Denn für Gott ist es so, wie Jesus sagt: Er ist mit dabei, wenn wir in der Abendmahlsfeier den Leib und das Blut von Christus empfangen. Was dabei geschieht, will er gelten lassen. Und was ist wichtiger: Das, was wir fühlen – oder das, was Gott sich zu Herzen nimmt und gelten lässt?
Irdische Gaben für den ewigen Frieden
Brot und Wein, von der Erde, der Sonne, dem Regen und der Arbeit der Menschen hervorgebracht, vermitteln uns den ewigen Frieden mit Gott. Eingehüllt in die Früchte des Feldes und untrennbar vereint mit den Werken der menschlichen Arbeit will Gott uns Anteil geben an dem, was ihm lieb ist und die grösste Freude bereitet. So hat er unsere menschliche Arbeit über alle Massen geehrt. Das legt uns eine neue Liebe zu allem Irdischen ins Herz: Was auf Erden wächst und was wir mit Einsatz und Mühe erschaffen, darf zum Träger der Barmherzigkeit Gottes werden. Gott ist nicht schuld daran, wenn wir die Erde respektlos ausbeuten und die körperliche Arbeit gering achten, weil wir das Abendmahl nicht in lebendiger Ehre halten!