2.2 Das geoffenbarte Geheimnis
Warum sind die Worte der Bibel manchmal so hell und klar? Man hört sie und kann sie fast nicht mehr vergessen. Und anderes tönt so naiv, dass man meint, es sei gedankenlos dumm. Und wieder anderes liest man und versteht nichts. Unbekümmert wecken die biblischen Schriften Fragen, auf die sie keine Antwort geben. Warum das? – Wie ist es möglich, dass viele fast nichts wissen von diesem wichtigsten Buch der Welt? Und nur so selten von ihm die Rede ist? Obschon unzählig viele jeden Tag in ihm lesen?
Jesus hat gesagt: Wer nicht wird wie ein Kind, kommt nicht in das Himmelreich. Wer meint, er könne Gott verstehen, vor dem verbirgt er sich. Zwar will Gott, dass wir seine Gedanken mitdenken! Doch er will nicht, dass wir dadurch hochmütig, eigenmächtig und besserwisserisch werden. Was er uns erklären lässt, ist keine Wahrheit, die wir uns aneignen und umsetzen können. Die Bibel ist wie ein Schulzimmer, in dem wir lernen, die rechten Fragen zu stellen, auf die Antworten zu warten, zu staunen, und uns zu freuen über das, was wir verstehen. Denn wir sollen lernen, Gott zu gehorchen, nicht weil wir dazu gezwungen sind, sondern weil wir ihm vertrauen.
Am Ostertag waren zwei seiner Schüler auf dem Weg in das Dorf Emmaus. Jesus ist zu ihnen gekommen. Sie haben ihn nicht erkannt. Doch er hat mit ihnen geredet über das, was in den heiligen Schriften geschrieben steht von seinem Tod und seiner Auferstehung. Da haben sie verstanden. Ihre Herzen haben gebrannt.
Der Name Gottes
Im Alten Testament wird Gott mit einem Namen genannt. Dieser Name war dem Volk Israel derart heilig, dass es ihn nicht ausgesprochen hat. Wo im hebräischen Bibeltext die vier Konsonanten JHWH für den Namen Gottes stehen, hat man stattdessen einen Titel gelesen: «Der Herr» (hebräisch «Adonai»). Später hat man zu den Konsonanten des Gottesnamens die Vokale dieses Titels gesetzt (und noch später hat man das vermischt und gemeint, der Name Gottes laute «Jehova»).
Auch die Übersetzer des Alten Testamentes in die griechische Sprache haben sich gescheut, den unaussprechlichen Namen Gottes auszuschreiben. Auch sie verwendeten stattdessen den Titel «der Herr», auf Griechisch «Kyrios». In vielen deutschen Bibelübersetzungen lesen wir an diesen Stellen das Wort HERR in Grossbuchstaben.
Im Neuen Testament aber ist etwas Unerhörtes geschehen: Paulus, ein Jude, der wohl wusste, wie heilig der Name JHWH ist, schreibt: Diesen Namen hat Gott Jesus gegeben. Jesus ist «der Herr»! Mit Jesus hat der unsichtbare Gott ein Gesicht bekommen. Wenn wir hören, was Jesus gesagt und getan hat, können wir uns vorstellen, wer Gott ist.
Persönliches und Sachinformationen
Familien, Firmen oder Völker haben einen Namen. Durch diesen Namen sind sie gegenwärtig wie eine Person, auch wenn man nicht sieht, was sie alles haben und sind. Auch Gott will für uns gegenwärtig sein durch seinen Namen. Deshalb bietet er uns in den heiligen Schriften beides: Berichte über das, was er getan hat und tut, und persönliche Zeugnisse. So können wir ermessen, was er vermag, und uns vergewissern, dass er treu und zuverlässig ist in dem, was er zusagt.
Frans Hals, um 1620, Lesender junger Mann