6. 2 Herausgerufen und versammelt
Ein einziges Mal hat Jesus gesagt, dass er seine Kirche bauen will. Man könnte auch übersetzen: seine Gemeinde. Griechisch heisst es: Die «ekklesia», die Herausgerufene. Die Kirche ist die Gemeinschaft derer, die dem Ruf Gottes folgen und deshalb fremd werden in der Welt, so wie sie ist.
Petrus, der Fels
Jesus hat den Apostel Petrus zum Felsen dieser Kirche bestimmt. Auf ihn will er seine Kirche errichten. Keine noch so listige Macht kann sie zerstören. Petrus hat die Schlüssel des Himmelreichs erhalten. Er öffnet die Tür zu Gott oder verschliesst sie. – Wie das?
Petrus war ein gutherziger, schwacher Mensch. Er hat das Maul weit aufrissen und hat dann Jesus drei Mal verleugnet – und musste bitter weinen, als er den Hahn krähen hörte. Auf vielen Kirchtürmen dreht sich darum ein Hahn im Wind. Alle sollen wissen: Die Kirche ist unbesiegbar stark! Nicht weil starke Menschen sie tragen. Sondern weil Gott den Verängstigten hilft und den schuldig Gewordenen vergibt. Wer daran nicht Anstoss nimmt, sondern sich darüber freut, findet den Zugang zu Gott.
Hirten, Lehrer, Vorsteher, Bischöfe
Die Apostel haben unter den Getauften Diakone, Vorsteher, Älteste, Bischöfe und Pastoren eingesetzt und sie ermahnt: Gebt Acht auf die Herde Gottes! Und sie haben dementsprechend allen Gläubigen ans Herz gelegt: Erweist denjenigen Ehre, die dem Wort Gottes dienen. Wer mit dem Einsatz seines ganzen Lebens für die Gemeinschaft des Glaubens sorgen will, erstrebt eine schöne Aufgabe! Er muss dafür keine grossartigen Fähigkeiten haben. Aber er muss nüchtern und zuverlässig sein.
Ein Tempel aus lebendigen Steinen
So werden die Gläubigen zu lebendigen Steinen in einem Tempel, den Gott baut. Sie wachsen zusammen und bilden den Leib, dem der Heilige Geist das Leben einhaucht. In diesem Leib müssen wir zu den schwächsten Gliedern am meisten Sorge tragen. Alle sind Priester. Alle tragen zu Gott, was es zu klagen gibt, opfern ihm Dank für seine guten Gaben und flehen ihn an, dass er nah und fern helfen möge. So nehmen wir Einfluss auf den Gang der Weltgeschichte und tragen dazu bei, dass der Friede zwischen dem Schöpfer und seinen Geschöpfen wieder neu wird.
Wo ist dein Platz in diesem Tempel?
Worte, die binden und lösen
Petrus hat die Schlüssel. Wer glaubt, was er über Jesus gesagt hat, wird eingebunden in die Gemeinschaft, für die der Himmel offen steht durch das Gebet. Wer aber nicht daran glaubt, geht ungebunden seine eigenen Wege.
Auch untereinander binden oder lösen sich die Gläubigen. Wenn wir sehen, dass sich unsere Glaubensgeschwister versündigen, dürfen wir nicht hintenherum darüber schwatzen. Wir müssen es ihnen persönlich sagen. Und wenn nötig müssen wir unsere Anklage vor Zeugen wiederholen und zuletzt auch öffentlich aussprechen. Erst wenn sich zeigt, dass wir kein Gehör finden, dürfen wir das Urteil Gott überlassen.
Was dabei hier auf Erden geschieht, sagt Jesus, hat ewige Folgen im Himmel, vor Gott.
Gottesdienst im Basler Münster, 2003