2.3 Geheiligte Worte

Geheiligte Worte

Gott hat sein Wort aufschreiben lassen, weil die Menschen es nicht hören wollten. Der Prophet Jesaja hat nur einen kleinen Kreis von Jüngern gefunden, die Gottes Wort aufnehmen und für spätere Zeiten bewahren wollten. Und als Jeremia die Worte Gottes auf eine Schriftrolle diktiert hatte, wurde diese heilige Schrift vom jüdischen König zerschnitten und verbrannt.

So geht es dem Bibelwort. Denn die Menschen wollen sich nicht helfen lassen. Sie wollen es selber besser wissen. Darum biegen sie um, was ihnen nicht passt. Jede Generation steht in der Versuchung, dass sie das Bibelwort verdreht oder verdrängt. Jede Generation soll aber auch die Möglichkeit haben, klüger zu sein als die Alten und sich neu an das Wort Gottes zu halten. Umso schlimmer ist es, wenn Geld verdient und Macht ausgeübt wird mit Bibelübersetzungen, die ihre Leser gefangen nehmen in einem selbstgerechten Verstehen.

Schriftgelehrte

Die Bibel ist ein kompliziertes Buch. Es ist schon eine Kunst, auf ihren vielen Seiten die richtige Stelle zu einer bestimmten Sache zu finden. Auch bei ganz Wichtigem setzt die Bibel manches voraus, das sie nicht selber beschreibt. Genaue sprachliche Kenntnisse und eine Menge von Sachinformationen sind nötig, wenn man ihre Worte verstehen will.

Schon im Volk Israel gab es darum Menschen, die ihre ganze Lebenszeit darauf verwendet haben, die heiligen Schriften zu studieren und ihre Worte richtig auszulegen. Man nannte sie Schriftgelehrte. Heute kommt diese Aufgabe den Menschen zu, die Theologie studieren. Sie lernen das Wort Gottes in den Ursprachen Hebräisch und Griechisch zu lesen und bringen es ins Gespräch mit allem, was die Menschen sonst wissen und fragen. Wenn sie dann predigen und mit anderen Menschen austauschen, was diese vom Bibelwort aufgenommen haben und was nicht, gewinnen sie einen reichen Schatz an Erfahrungen. Und wenn sie dabei gegen alle Widerstände treu bleiben auf dem Weg, den Jesus sie führt, dürfen sie aus den heiligen Schriften für sich und für ihre Mitmenschen Neues und Altes hervorholen. So hat es Jesus versprochen. Mit noch viel mehr und mit schrecklich drohenden Worten aber hat Jesus gewarnt vor den Schriftgelehrten, die mit falschen Forderungen die Menschen ins Verderben führen.

Die Türe zur Liebe: ein aufgeklärtes und wirklichkeitsnahes Denken

Mit beharrlicher Liebe hat Gott dafür gesorgt, dass die biblischen Schriften erhalten und weitergegeben wurden. Durch die Jahrhunderte hindurch haben Menschen dafür gearbeitet und grosse Opfer gebracht. Wer diese Tatsache leichtherzig übergeht, liebt die Menschen nur so, wie er sie sehen und haben möchte. Den wahren Gott, der etwas für die Menschen getan hat, und die Menschen, so wie sie sind, liebt er nicht. Viel Heuchelei und falscher Schein macht sich dadurch unter den Menschen breit.

Wo aber die Bibel gelesen wird mit wachem Sinn und nüchternem Sachverstand, trägt das dazu bei, dass überall ein respektvolles Erkennen gefördert wird, das geformt ist von bescheidenem Expertenwissen und gesundem Menschenverstand.

 

Vertiefend

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Fotomontage: Die Jesajarolle aus Qumran und eine wissenschaftliche Ausgabe des Neuen Testaments in der griechischen Ursprache